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Mit CED verreisen

Reisen mit CED – aber sicher!

Bepackt nur mit einem Rucksack und dem Ziel Meer: In dieser Episode erzĂ€hlt Bruno Giardina, wie er vor seiner Diagnose Colitis ulcerosa am liebsten gereist ist, wie sich sein Reiseverhalten durch die Krankheit verĂ€ndert hat und wie man mit genĂŒgend Vorkehrungen dennoch tolle Reisen und Ferien mit CED verbringen kann.

Eine Auslandsreise, vor allem in weit entfernte LĂ€nder, erfordert auch fĂŒr darmgesunde Menschen eine etwas umfangreichere Vorbereitung, wenn man nicht alles dem Zufall ĂŒberlassen möchte. Die Reiseapotheke gehört ebenso dazu wie der Impfschutz oder die Reiseversicherung. Das ist bei Menschen mit einer chronischen Krankheit wie CED nicht viel anders, nur noch etwas wichtiger. Ausserdem kommen einige besondere Aspekte hinzu, wie die folgenden Fragen und Antworten zeigen. Mit den Informationen im GepĂ€ck kannst du hoffentlich etwas beruhigter auf Reisen gehen.↳

Woran muss ich vor der Abreise denken?

Der Reisezeitpunkt sollte möglichst in eine beschwerdefreie Phase gelegt werden, in der sich der EntzĂŒndungsprozess im Darm still verhĂ€lt.

Am besten machst du dir eine Checkliste oder nutzt diese hier, um an die nötigen Vorbereitungen zu denken und sie Punkt fĂŒr Punkt abzuhaken: Sonnenschutz, Reiseapotheke, Medikamente gegen CED samt KĂŒhltasche, Versicherungen, Arztkontakt, Toiletten-App und so weiter.
Ein wichtiger Punkt, um den du dich sehr frĂŒhzeitig kĂŒmmern solltest, betrifft das Thema Impfungen.↳

Wogegen muss ich mich impfen lassen?

Beim Impfschutz geht es einerseits um die hausĂ€rztliche ÜberprĂŒfung und ggf. Auffrischung der Standardimpfungen (z.B. Tetanus), die in deinem (hoffentlich greifbaren) Impfpass eingetragen sind. Hinzu kommen dann, je nach Destination und Jahreszeit, spezielle Reiseimpfungen.

Ob du dann auch wirklich geimpft werden kannst, hÀngt von zwei UmstÀnden ab: von deinem Gesundheitszustand, deinen Medikamenten und von der Art der jeweiligen Impfung.

Gastgeberin Dr. Eve Huber bespricht in dieser Podcast Episode mit PD Dr. med. Christine Manser die Wichtigkeit von Impfungen bei CED Betroffenen, was bei Reisen mit CED in Bezug auf Impfungen beachtet werden sollte und welche Arten von Impfungen fĂŒr CED Betroffene besonders empfehlenswert sind.

Bei den Vakzinen (ein anderes Wort fĂŒr Impfstoffe) wird nĂ€mlich zwischen Lebend- und Totimpfstoffen unterschieden. Welche Impfstoffart jeweils zur VerfĂŒgung steht, hĂ€ngt vom Krankheitserreger ab, gegen den geimpft wird. Bei einer Vakzinierung mit Totimpfstoffen lĂ€sst sich der gewĂŒnschte Immunschutz mit abgetöteten Erregern oder nur mit Teilen von ihnen induzieren. Lebendimpfstoffe enthalten dagegen geringe Mengen an lebenden Krankheitserregern, um eine ausreichende Schutzantwort zu stimulieren. Menschen mit geschwĂ€chtem Immunsystem durch Krankheit oder immunsuppressive Therapie sollten nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden. Das gilt folglich auch fĂŒr die bei der medikamentösen Behandlung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzten immunsuppressiva und Biologika.

Beispiele fĂŒr hĂ€ufig eingesetzte Lebend- und Totimpfstoffe

Lebendimpfstoffe gegen:

  • BCG (Bacillus Calmette-GuĂ©rin; Tuberkulose)
  • Gelbfieber
  • Influenza (echte Grippe)
  • MMR (Masern, Mumps, Röteln)
  • Polio
  • Typhus Typ 21a
  • Varizella-Zoster-Virus (Windpocken)

Totimpfstoffe gegen:

  • Cholera
  • Diphterie
  • FSME (zeckenĂŒbertragene Enzephalitis)
  • Hepatitis A und B
  • Influenza
  • Japanische Enzephalitis
  • HPV (humane Papillomaviren)
  • Meningokokken
  • Pertussis (Keuchhusten)
  • Pneumokokken
  • Polio (KinderlĂ€hmung)
  • Tetanus
  • Typhus
  • Varizella-Zoster-Virus (GĂŒrtelrose)

Das bedeutet:

  • Wenn du mit Immunsuppressiva oder Biologika behandelt wirst, sollten diese Medikamente fĂŒr mindestens 3 Monate abgesetzt werden, bevor du eine Impfung mit Lebend-Vakzinen (z.B. MMR oder Gelbfieber) erhĂ€ltst.
  • Umgekehrt ist nach einer solchen Impfung mindestens 3 Wochen abzuwarten, bevor Immunsuppressiva oder Biologika (wieder) zur Anwendung kommen.
  • In jedem Fall solltest du bei einer anstehenden Lebendimpfung das Vorgehen in deinem individuellen Fall mit deinem behandelnden Facharzt (Gastroenterologen) besprechen.
  • Bei den Totimpfstoffen muss darauf bei CED normalerweise keine RĂŒcksicht genommen werden

NĂ€here Informationen und aktuelle Empfehlungen zu (Reise-) Impfungen findest du

  • auf Infovac, einer von Experten erstellten Informationsplattform fĂŒr Impffragen;
  • beim Impfzentrum Baden, das auf seiner Internetseite ausfĂŒhrliche lĂ€nderspezifische Informationen zu den Impfempfehlungen, der Malaria-Situation, den Gesundheitsrisiken, aktuellen Gesundheitsmeldungen, Botschaften und medizinischen Einrichtungen zur VerfĂŒgung stellt;
  • beim Bundesamt fĂŒr Gesundheit (hier);
  • ĂŒber die vom Bundesamt fĂŒr Gesundheit betriebene Impf-Hotline 0844 448 448, die eine kostenlose Ă€rztliche Beratung ĂŒber sĂ€mtliche Impffragen anbietet;
  • auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die regelmĂ€ssig aktuelle Impfempfehlungen herausgibt (u.a. in Englisch und Französisch).

Übrigens: Wegen der erhöhten InfektionsanfĂ€lligkeit solltest du bei Reisen in gefĂ€hrdete Gebiete das Thema Tuberkulose mit deinem Arzt besprechen.

Wie sieht die Reise-Apotheke bei CED aus?

In deine Reiseapotheke gehören neben dem ĂŒblichen Inhalt natĂŒrlich noch ein paar Dinge, die deine CED-spezifischen BedĂŒrfnisse berĂŒcksichtigen. Du kannst dich an der folgenden Checkliste orientieren und diese auch direkt herunterladen.

In die Reiseapotheke gehört u.a.:

  • Verbandsmaterial, Pflaster, Fieberthermometer;
  • Medikamente gegen Durchfall und Erbrechen;
  • Einweg-Toilettensitz-Auflagen (z.B. in Drogerien erhĂ€ltlich);
  • Medikamente gegen Schmerzen und Fieber;
  • Breitbandantibiotikum fĂŒr akute FĂ€lle;
  • Salbe bzw. Gel fĂŒr allergische Reaktionen, Insektenstiche und Sonnenbrand;
  • CED-Medikamente (fĂŒr einen eventuellen Schub und ggf. zur Langzeittherapie);
  • Telefonnummer/E-Mail-Adresse deines behandelnden Arztes.

Tipp: Da einige CED-Medikamente die Lichtempfindlichkeit erhöhen können, ist gerade hier ein ausreichender Sonnenschutz unabdingbar.↳

Was muss ich bei der Mitnahme meiner CED-Medikamente beachten?

Lass dir von deinem behandelnden Arzt genĂŒgend Medikamente bzw. Verbrauchsmaterial verschreiben, damit du fĂŒr die Urlaubszeit abgesichert bist. Erkundige dich, ob du bei der Einreise ein Ă€rztliches Attest ĂŒber die Notwendigkeit der mitzufĂŒhrenden Medikamente und des Zubehörs (Pens, Spritzen) benötigst und lass es dir ggf. rechtzeitig vor Reiseantritt vom Arzt ausstellen (mindestens in Deutsch, Englisch und möglichst auch in der jeweiligen Landessprache). Im Attest sollten auch besondere transporttechnische Massnahmen, wie z. B. eine kontinuierliche KĂŒhlung, vermerkt werden. Wenn du ein Stoma trĂ€gst, kannst du ĂŒber den Hersteller deines Produkts einen internationalen Stomapass beziehen.

Bei der Mitnahme von Medikamenten und Zubehör sind – vor allem bei Flugreisen – ein paar Dinge zu beachten:

  • Entleere als StomatrĂ€ger deinen Beutel vor Flugantritt, da er durch den Unterdruck wĂ€hrend des Fluges platzen kann.
  • Bestimmte CED-Medikamente solltest du lieber in einer KĂŒhltasche im HandgepĂ€ck lagern statt im Frachtraum, wo sie bei den niedrigen Temperaturen möglicherweise unbrauchbar werden. Bei lĂ€ngeren Reisen kannst du beim Bordpersonal anfragen, ob deine Medikamente eventuell im BordkĂŒhlschrank aufbewahrt werden können.
  • Wenn du in eine andere Zeitzone reist, hilft es dir bei der Medikamenteneinnahme, wenn du schon einige Tage vor Reiseantritt deinen Biorhythmus darauf einstimmst. Bei vielen CED-Medikamenten ist die genaue Uhrzeit der Einnahme nicht entscheidend. Du kannst daher bei einer Zeitverschiebung von wenigen Stunden den Zeitraum zwischen den Medikamenteneinnahmen schon mal mit Blick auf die Zeit am Urlaubsort variieren bzw. verkĂŒrzen. Kortison-PrĂ€paraten sollten allerdings immer morgens zur gleichen Uhrzeit verabreicht werden, dann angepasst an die Zeit des Urlaubsortes.↳

Welche Reiseversicherungen sind sinnvoll?

Wenn du bei einer Auslandsreise krank wirst, bezahlt deine Krankenkasse die erforderliche medizinische Notfallbehandlung. Bei einer freiwilligen Behandlung oder beim Kauf von Medikamenten im Ausland werden die Kosten dagegen nicht ĂŒbernommen.

Die Höhe der Kostendeckung im Notfall hĂ€ngt von deinem Reiseziel ab. In EU- bzw. EFTA-LĂ€ndern (Island, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Norwegen, Serbien) hast du mit der europĂ€ischen Krankenversicherungskarte, die du von deinem Krankenversicherer erhalten hast, Anspruch auf VergĂŒtung der gleichen Leistungen wie die Versicherten dieses Landes. Nehme deine Versicherungskarte also unbedingt mit auf die Reise!

Akute SchĂŒbe bei CED treten meist unerwartet auf. Insofern könnte eventuell der Abschluss einer ReiserĂŒcktrittversicherung sinnvoll sein. Dann bekommst du z.B. die Stornokosten fĂŒr Flug und Hotel ersetzt, wenn du die Reise nicht antreten kannst. Auch fĂŒr den Abbruch einer bereits begonnenen Reise gibt es Versicherungsangebote. Ausserdem kannst erwĂ€gen, eine zusĂ€tzliche Auslandsreisekrankenversicherung abzuschliessen, die z.B. die Kosten fĂŒr einen medizinisch notwendigen RĂŒcktransport aus dem Reiseland ĂŒbernimmt. Dabei solltest du vorher das Leistungsspektrum mit dem Versicherer abklĂ€ren.↳

Worauf muss ich bei der ErnÀhrung im Ausland achten?

Schon gesunde Fernreisende mĂŒssen sich vor Magen-Darm-Infektionen oder DurchfĂ€lle in acht nehmen. Mit einer CED im GepĂ€ck solltest du die Go‘s und No-Go‘s der ErnĂ€hrung in fremden LĂ€ndern besonders beachten, vor allem in solchen mit niedrigeren Hygienestandards. Die einfache Regel zur Beachtung der Hygiene bei Nahrungsmitteln lautet: „Koch es, schĂ€l es oder vergiss es!“

Ausserdem solltest du Buffets und lauwarme oder rohe Speisen meiden, also u.a.:

  • kein Sushi oder Tiramisu;
  • keine Rohmilch;
  • keine Produkte, die rohes Fleisch enthalten (z.B. Salami);
  • kein rohes, ungeschĂ€ltes Obst und GemĂŒse sowie Salate.

Sei auch beim Gebrauch von Wasser sehr vorsichtig:

  • Speiseeis und EiswĂŒrfel (Keimbelastung) meiden;
  • Wasser und andere GetrĂ€nke nur aus original verschlossenen Flaschen trinken;
  • nicht mit Leitungswasser ZĂ€hne putzen.↳

Erhöht das Reisen die Schubgefahr?

Viele Menschen mit CED fĂŒrchten eine erhöhte Schubgefahr wĂ€hrend einer Reise durch Stress oder Infektionen. Laut einer neueren Studie können Reisen in höhere Regionen ĂŒber 2000m und FlĂŒge tatsĂ€chlich das Risiko erhöhen, vier Wochen nach der Reise einen CED-Schub zu erleiden. Als möglicher Grund wird ein Sauerstoffmangel diskutiert, der entzĂŒndliche Reaktionen begĂŒnstigt.

Wichtig: Besprich mit deinem Gastroenterologen vor Reiseantritt, wie du im Falle eines akuten Schubs im Urlaub vorgehen solltest. FĂŒr den Notfall solltest du auch seine Telefonnummer bzw. Mailadresse mitfĂŒhren. Eine eigenmĂ€chtige Erhöhung der Medikamentendosis wird nicht empfohlen. Es kann nĂŒtzlich sein, schon vor Reiseantritt auch die Adressen von Ärzten an deinem Reiseziel zu recherchieren.

Nach dem Urlaub

Wenn du lĂ€nger als einen Monat in einem Gebiet gereist bist, das als moderat oder hoch endemisch fĂŒr Tuberkulose gilt, solltest du dich auf latente Tuberkulose untersuchen lassen. Diese Untersuchung sollte 8–10 Wochen nach deiner RĂŒckkehr wiederholt werden. Wenn du mit Durchfall zurĂŒckkehrst, sollte eine reisespezifische Ursache (z.B. bakterielle Infektion) mittels Stuhlprobe und Blutbild geklĂ€rt werden, ob eventuell eine bakterielle Infektion vorliegen.

Last but not least: Schöne und beeindruckende Reiseerfahrungen sind ein wertvoller Schatz, der jedes Leben (mit und ohne CED) bereichert und sich positiv auf verschiedene Lebensbereiche auswirkt. In der Regel dĂŒrfte das den etwas erhöhten Vorbereitungsaufwand locker wert sein.

Tipp: WeiterfĂŒhrende Informationen zum Thema Reisen mit CED findest du u.a. auch auf der englischsprachigen Webseite https://www.ibdpassport.com/.↳

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